Ortschronik

Die Anfänge Flußbachs

Die Anfänge Flußbachs verschwinden mangels schriftlicher Überlieferung im Dunkel der Geschichte. Mit Hilfe der erhaltenen schriftlichen Zeugnisse und der Orts- und Flurnamenkunde ist es aber möglich etwas Licht in dieses Dunkel zu bringen. Bis ins 13. Jahrhundert sind die Geschicke Flußbachs und seiner Einwohner eng mit der Geschichte des Besitzes der Trierer Abtei St. Maximin im Liesertal verbunden. Dieser Besitz wird erstmals im Jahre 634 erwähnt.

In einer Urkunde aus dem Jahre 1140 erfahren wir, dass das Zentrum dieses Besitzes Bombogen war und dass dazu auch die Pfarrei Bombogen gehörte. Mit dem in dieser Urkunde genannten Zubehör des Maximiner Hofes können nur die später im Urbar aufgeführten Orte, darunter Flußbach, gemeint sein, da das Urbar in der Zeit zwischen 1150 und 1220 zusammengestellt wurde und die dort genannten Orte natürlich vorher existiert haben müssen.

Berücksichtigt man weiterhin, dass im 11. und 12. Jahrhundert das Wittlicher Tal einer der Hauptschauplätze des Kampfes der Erzbischöfe von Trier und der Grafen von Luxemburg um die Herrschaft im Eifel- und Moselraum war, so kann man davon ausgehen, dass Flußbach bereits im 11. Jahrhundert bestand. (Heinz Koller)

In der PDF-Datei „Das Dorf im Wandel der Zeiten“, von Heinz Koller (Köln) ist die weitere Entwicklung von Flußbach bis zur Gegenwart festgehalten.

Das Dorf im Wandel der Zeiten von Heinz Koller. PDF

Zeittafel zur Ortschronik von Flußbach

8./ 9. Jhd.      Gründung Flußbachs durch Siedler aus dem Wittlicher Tal.
vor 1140         Die Herren von Manderscheid erwerben  Besitz  in Flußbach.
1140                  Erstmalige Erwähnung der Pfarrei Bombogen.
1140-1147      Erzbischof Albero von Trier und Graf Heinrich von Luxemburg kämpfen um den Besitz der Abtei St. Maximin. Einer der Hauptschauplätze ist die Wittlicher Senke. Ein Ergebnis der Kämpfe ist, dass Flußbach Teil des erzbischöflichen Territoriums wird.
1220                  Das Urbar der Abtei St. Maximin ist fertig. Flußbach wird erstmals erwähnt.

Mehr hierzu finden Sie in der Zeittafel zur Ortschronik von Flußbach 2013.PDF

 Der Ortsname Flußbach

„Seinen Namen hat Flußbach wohl dem kleinen Bach zu verdanken, von dem es teilweise durchflossen wird“, wurde schon 1885 vermutet. Dass diese Vermutung richtig ist, wird von W. Jungandreas bestätigt: „Die [Ortsnamen]auf -bach sind natürlich einmal Gewässernamen gewesen wie … Flußbach …“. Im Gegensatz zu anderen Orten, wie Gladbach, ist allerdings der Bachname Flußbach irgendwann im Laufe der Jahrhunderte durch einen neuen Namen, Pfaffenbach, ersetzt worden.

Seit der ersten, sicheren urkundlichen Überlieferung des Ortsnamens hat sich die Aussprache nur in soweit verändert, als das gedehnt gesprochene o (die Dehnung wird durch das i angezeigt, das selbst nicht gesprochen wird) zu u wird, während die Schreibweise durch die Jahrhunderte hindurch schwankt, da sie nicht amtlich festgelegt war.

1232 Vlosbach
1340 Vloisbach
1444 Floißbach
1507 Flossbach
1569 Floissbach
1694 Floßbach
1784 Flusbach
1855 Floßbach und Flußbach
1885 Flusbach und Flußbach
2015 Flußbach

Um die Bedeutung des Ortsnamens, der ursprünglich ein Gewässername war, zu erklären, muß man die älteste überlieferte Form heranziehen, nämlich Vlosbach. Wie man leicht erkennt setzt sich der Ortsname aus zwei Wörtern zusammen, Vlos und bach.
Mittelhochdeutsch Vlos bzw. vloz ist abgeleitet vom Verb vliezen, was soviel wie fließen, strömen, herausströmen bedeutet. Bach bezeichnet im Mittelalter, wie auch heute, ein kleines fließendes Gewässer, eben einen Bach.

Bei der Deutung von Vlosbach kann vielleicht die geographische Lage helfen. Der Pfaffenbach fließt talabwärts nach Lüxem. Es ist zu vermuten, daß, da Lüxem älter als Flußbach ist, der Name Vlosbach in Lüxem dem heutigen Pfaffenbach gegeben wurde. Er dürfte dann soviel wie „herabfließender Bach“ bedeuten. Zum Ortsnamen wurde er wohl, als sich Siedler am Vlosbach niederließen. Diese dürften dann als die Leute am Vlosbach bezeichnet worden sein, woraus dann der Einfachheit halber Vlosbacher wurde, worauf dann die Siedlung der Vlosbacher Vlosbach genannt wurde.

 Bevölkerungsentwicklung

Seit 1787 mit 101 Einwohnern hat sich bis heute in der Gemeinde Flußbach diese Zahl auf 484 nahezu verfünffacht. Im Lauf der Jahre geschah dies nicht immer gleichmäßig und stetig. Interessante Einblicke in diese Entwicklung erhalten Sie in nachfolgender Übersicht.

Bevoelkerungsentwicklung der Gemeinde Flussbach.PDF

 Wappen- und Bannerfahne der Gemeinde Flußbach

Wappen und BannerfahneDieses Gemeindebanner wurde anläßlich des 777-jährigen Jubiläums der Ortsgemeinde erstmalig entworfen und befindet sich in Gemeinde-, Vereins-und Privatbesitz. Es soll fortan bei allen weiteren Festen und Feierlichkeiten an Straßen und Häusern präsentieren.

Das Wappen ist angeordnet auf einem in silbern-blau geteiltem Schild. Oben in dem Silber ein rotes Balkenkreuz, unten in Blau zwei silbern schwebende Wellenbalken.

Die obere Schildhälfte übernimmt das Wappen des Kurfürstentums Trier und erinnert damit an die frühere Zugehörigkeit von Flußbach zu diesem Territorium, die untere Schildhälfte weist redend auf den Ortsnamen.

Das Frauenstraflager Flußbach

1Das Lager war ab April 1941 zunächst Außenarbeitsstelle des (Männer-)Straf- und Jugendgefängnisses Wittlich. Das Areal lag in der Gemarkung „Im Entelt“ außerhalb des Dorfes Flußbach. Es bestand aus vier großen Baracken sowie zwei kleineren Gebäuden, und war von einem Drahtzaun umgeben. Der Zaun befand sich damals auf der heute am Rande von Flußbach liegenden Straße „In den Zeinen“. (NB: „Zeinen“ umgangssprachlich/platt für „Zäune“)

Am 15. August 1942 bewilligte der Generalstaatsanwalt in Köln 20 weibliche Kräfte des einfachen Aufsichtsdienstes zur Bewachung des Lagers. Einen Monat später, am 16. September 1942, wurde das Frauenstraflager mit ersten Gefangenen belegt. Es unterstand weiterhin der Haftanstalt in Wittlich.

Die meisten Inhaftierten arbeiteten nicht in Flußbach, sondern auf mindestens 26 Außenarbeitsstellen, wie z. B. in der Trockenkartoffelfabrik „Appolonia“ in Gillenfeld oder der Firma „Romika“ in Gusterath. Zudem wurden die Gefangenen zum Bau an der von Hitler in Auftrag gegebenen Autobahn eingesetzt (heute E44, A1) oder auch zu örtlichen Bauern geschickt, um dort die Hofarbeiten zu unterstützen.

Am 14. Juli 1943 wurde das Lager durch einen Bombenangriff der Alliierten teilweise zerstört. Im Spätsommer 1944 begann vor der näher rückenden Front die Verlegung der Frauen in andere Strafanstalten. Am 17. September 1944 trafen 30 Frauen aus Flußbach im Koblenzer Gefängnis ein, am Tag darauf waren es 60 und am folgenden Tag noch einmal 60 Frauen. Wenige Tage später wurden diese Frauen von Koblenz aus in die Strafanstalt Ziegenhain (bei Kassel) überführt. Die letzten Häftlinge entließ man in Flußbach am 29. September 1944.

2Am 10. März 1945 wurde das inzwischen leere Lager durch einen Bombenangriff der Amerikaner weitgehend zerstört. Den Krieg überstanden hat eine Betonmauer mit einer dort eingefügten Eisentür. Diese führte damals zu einem Wasserhaus. Noch heute sind – wie das Foto zeigt – die Gebäudereste erhalten, allerdings in einem verwitterten Zustand. Ein dort angebrachtes Schild warnt: Betreten verboten! Außerdem befinden sich in der Umgebung der Mauer noch kleinere Betonteile. Foto: Mike Thörner

Belegung und Haftgründe
In den knapp zwei Jahren von 1942 bis 1944 wurden mindestens 1885 Frauen in Flußbach inhaftiert. Die Gefangenen setzten sich im Wesentlichen aus zwei Gruppen zusammen: Zum einen waren es Französinnen und auch Luxemburgerinnen, die oft wegen ihres politischen Widerstandes als „Nacht-und-Nebel“-Häftlinge aus ihren Heimatländern verschleppt wurden und in Flußbach in Untersuchungshaft auf ihren Prozess warteten. Zum anderen waren deutsche Frauen als Strafgefangene in Flußbach.

Die französischen und luxemburgischen NN-Häftlinge kamen vornehmlich in drei Transporten nach Flußbach: Der erste traf dort am 18. November 1942 ein, der zweite am 22. Januar 1943 und der dritte am 20. Juli 1943. Die Zahl dieser „Nacht-und-Nebel“-Gefangenen soll 130 oder – nach anderen Quellen – mindestens 278 betragen haben. Sie wurden in zwei Baracken untergebracht und von den deutschen Häftlingen streng getrennt. Viele Häftlinge wurden in Konzentrationslager, insbesondere ins Frauen-KZ Ravensbrück, verschleppt.

Aussagen von „Flußbacherinnen“
„Wir waren in Baracken untergebracht, die inmitten einer schönen, hügeligen Landschaft standen. Die Baracken waren sauber (man kann nicht sagen, dass wir nicht gut untergebracht waren). Wir hatten Strohsäcke, wir hatten Hunger, aber es war kein Vergleich mit dem Leben im (Konzentrations-)Lager. In Flußbach wurden wir niemals geschlagen, niemals herumgestoßen. Schade, dass wir nicht bis zum Ende des Krieges dort bleiben konnten. Aber hinter dieser scheinbar „leichten“, mit anderen verglichenen Haft, die wir später noch kennen lernen würden, gab es die schreckliche Angst, wenn die SS kam, um jemanden von uns zu holen, um sie vor das Gericht in Trier zu bringen. Diese erwarteten dann die Hinrichtung und viele sahen wir nicht wieder, wie (…), die in Breslau hingerichtet wurde.“                 Mike Thörner, Flußbach (2014)

Mehr hierzu finden Sie in folgenden Dateien:

Marie_Berg_Clausee_k2.PDF
Marie_Brix_Kopp_vorlage_k21.PDF
Leonie_Schammel_stoffel_k2.PDF